Rotwein trifft Diabetes: Vertragen sich beide oder sollten sie sich meiden?

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Diabetiker fragen sich häufiger: Darf ich überhaupt Wein trinken? Wo doch Rotwein allgemein in dem Ruf steht, die Gesundheit zu fördern! Experten können beruhigen: Ein Glas Rotwein ist wirklich okay.

Alkohol und Diabetes: Passt das zusammen?

Mit der Diagnose „Diabetes“ ändert sich einiges im Leben der Betroffenen sowie in deren Umfeld. Die gesunde Ernährung spielt auf einmal eine noch wichtigere Rolle als sonst. Gern berät der behandelnde Arzt sowie die Apotheke zum Thema Medikamente und Arzneimittel bei Diabetes, denn wer Diabetes hat, darf nicht alle Medikamente einnehmen. Doch was ist mit dem Punkt „Alkohol“? Auch dazu weiß natürlich der Arzt Rat und kann sich moderner Erkenntnisse bedienen. Inzwischen gibt es mehrere Studien, die belegen, dass Alkohol in Maßen auch für Diabetiker geeignet ist.


Richtig mit Alkohol umgehen

Ab einem Blutalkoholspiegel von 0,45 Promille ist die Leber nicht mehr richtig in der Lage, Zucker zu spalten. Schon zwei Gläser Bier können dies bewirken. Die Leber ist damit beschäftigt, Alkohol abzubauen und kann daher keine Glukose bereitstellen und ins Blut ausschütten. Kohlenhydrate, die sich in den alkoholischen Getränken befinden, bewirken einen Anstieg des Blutzuckerspiegels, der aber wieder rasch und vor allem stark absinkt.

Insgesamt sorgt Alkohol also dafür, dass der Blutzuckerspiegel unter das normale Niveau sinkt und das binnen kürzester Zeit. Im schlimmsten Fall kann eine schwere Unterzuckerung entstehen. Wer dann noch Insulin spritzt oder auf orale Antidiabetika angewiesen ist, verstärkt den Effekt noch einmal.

Daher der Rat eines jeden Arztes an Diabetiker, die Alkohol trinken:

  • zu jedem Drink etwas knabbern
  • alternativ eine kohlenhydratreiche Mahlzeit einnehmen
  • Blutzuckerspiegel häufiger als sonst kontrollieren
  • kein Insulin bei Alkoholgenuss spritzen

Rotwein und Diabetes: Gesund, aber nur in Maßen

Wie immer und bei allem gilt auch bei Rotwein für Diabetiker: Die Dosis macht das Gift. In Rotwein sind Substanzen enthalten, die sogar das Zeug dazu haben, Herz und Gefäße zu schützen. Dabei können Diabetiker aktuellen Erkenntnissen zufolge sogar doppelt profitieren, wenn sie am Abend ein Glas Rotwein trinken. Der Grund: Rotwein kann das erhöhte Cholesterin eines Diabetikers aktiv senken und so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Außerdem kann der Blutzucker leichter reguliert werden. Die positiven Effekte können aber nur genutzt werden, wenn der Rotwein in Maßen und nicht in Massen konsumiert wird.

Wie immer und bei allem gilt auch bei Rotwein für Diabetiker: Die Dosis macht das Gift. ( Foto: Adobe Stock-contrastwerkstatt)

Wie immer und bei allem gilt auch bei Rotwein für Diabetiker: Die Dosis macht das Gift. ( Foto: Adobe Stock-contrastwerkstatt)


Diabetiker haben doppelte Probleme

Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, haben ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie für Entzündungen der Gefäße.

Wissenschaftler kennen den Grund dafür: Patienten, die unter Typ-2-Diabetes leiden, haben weniger HDL-Cholesterin im Blut, welches als „gutes“ Cholesterin gilt.

Zusätzlich zu diesem erhöhten Risiko müssen Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel im Blick behalten und aktiv beeinflussen.

Möchten sie nun ein Glas Rotwein genießen, stehen sie vor der Frage: Darf ich oder darf ich nicht? Bekannt ist, dass Wein den Blutzuckerspiegel senkt und dass er sich dank der pflanzlichen Inhaltsstoffe der Trauben positiv auf die Gefäße auswirken kann.

Diesen Inhaltsstoffen wird eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Was genau den positiven Effekt bewirkt, ist allerdings nach wie vor unklar: ist es das Resveratrol oder ein anderer Stoff aus dem Wein?

Die Werte der Weintrinker waren gegenüber den Wassertrinkern besser, scheinbar kann Rotwein eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel haben. ( Foto: Adobe Stock-Pixel-Shot)

Die Werte der Weintrinker waren gegenüber den Wassertrinkern besser, scheinbar kann Rotwein eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel haben. ( Foto: Adobe Stock-Pixel-Shot)

Studie zur Verträglichkeit von Wein für Diabetiker

Iris Shai von der Ben Gurion Universität in Israel hat sich mit einigen Kollegen der Frage gewidmet, wie sich Rotwein auf Diabetiker auswirkt. Die zugrunde liegende Studie wurde über eine Dauer von zwei Jahren geführt, teilgenommen haben insgesamt 224 Diabetiker Typ 2. Die Studie trägt den Namen „CArdiovaSCulAr Diabetes & Ethanol“ und ist unter dem Kürzel CASCADE-Studie bekannt. Die Teilnehmer hatten bisher keinen oder nur sehr wenig Alkohol getrunken, hatten also diesbezüglich keine gesundheitliche Vorbelastung. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt:

  1. Teilnehmer, die zum Abendessen ein Glas Wasser bekamen
  2. Teilnehmer, die zum Abendessen ein Glas Weißwein tranken
  3. Teilnehmer, die zum Abendessen ein Glas Rotwein tranken

Der Wein war auf eine Menge von 150 ml beschränkt. Alle drei Gruppen sollten sich mediterran und damit bekanntermaßen gesund ernähren. Wenig Fleisch, viel Obst und Gemüse, gesunde Öle und Fettsäuren: Die Ernährung war zwar nicht vorgeschrieben, doch die Richtung wurden gegeben. Anderen Alkohol durften sie nicht trinken, außerdem gab es keine Vorgaben in Bezug auf die tägliche Kalorienmenge.

Regelmäßig wurden nun durch die Forscher alle wichtigen Blutwerte bestimmt. Das Ergebnis war eindeutig: Nur die Rotwein-Trinker konnten bessere Lipidparameter vorweisen. Ihr Anteil am gesunden Cholesterin stieg um 2,0 mg/dl, das Apolipoprotein um 0,03 g/l. Der HDL-C-Quotient sank um 0,27. Der Glukosestoffwechsel wurde nur bei einem Teil der Probanden beeinflusst, wobei es keine Unterschiede zwischen Weißwein- und Rotwein-Trinkern gab.


Die Studie kam zu folgendem Ergebnis

Ein Glas Wein schadet nicht, vor allem, wenn es Rotwein ist.

Die Werte der Weintrinker waren gegenüber den Wassertrinkern besser, scheinbar kann Rotwein eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel haben. Vor allem die Blutfettwerte wurden positiv beeinflusst.

Rotwein wirkt besser als Weißwein, der Grund dafür liegt aber nicht im Alkohol, sondern in den pflanzlichen Inhaltsstoffen, wie die Forscher zusammenfassen. Laut Shai habe Rotwein rund sieben Mal mehr Phenole als Weißwein, außerdem rund vier bis dreizehn Mal mehr Resveratrol-Verbindungen.

Die vorteilhaftere Wirkung von Rotwein gegenüber Weißwein ist jedoch nichts Neues, derartige Untersuchungen wurden schon mehrfach getätigt und deren Ergebnisse bestätigt.

Geht es nicht nur um die Blutfettwerte, sondern auch um den Blutzucker, so gibt es keine Unterschiede zwischen Rot- und Weißweintrinkern. Interessantes Detail: Vor allem die Patienten profitieren, die den Alkohol langsamer abbauen, was in bestimmten genetischen Dispositionen liegt.

Wer hingegen Alkohol besonders schnell abbauen kann, darf leider nicht auf die Verbesserung der Blutzuckerwerte hoffen. Ein Gentest hat für die Studie Klarheit geschaffen, danach konnte herausgefunden werden, wenn ein Schnellmetabolisierer ist und wer nicht.

Damit ist für die Forscher klar gewesen: Der Glukose-Stoffwechsel wird durch Ethanol beeinflusst, die Blutfette sowie die Gefäße profitieren eher von den Inhaltsstoffen des Rotweins.

Rotwein schadet Diabetikern nicht, sondern ist sogar gesund. ( Foto: Adobe Stock-Надежда Филатова)

Rotwein schadet Diabetikern nicht, sondern ist sogar gesund. ( Foto: Adobe Stock-Надежда Филатова)

Zusammengefasst: Rotwein ist für Diabetiker sogar empfehlenswert – aber nur in Maßen

Die Ergebnisse der Studie sowie aktuelle medizinische Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Rotwein schadet Diabetikern nicht, sondern ist sogar gesund.
  2. Rotwein ist nur gesund, wenn er nicht in Massen konsumiert wird. Eine maximale Alkoholmenge von 100 Gramm in der Woche sind ausreichend. Das entspricht täglich rund 125 ml Wein oder einem kleinen Bier.
  3. Wer sich sportlich betätigt und dabei Alkohol trinkt, muss den Blutzuckerwert sehr genau im Auge behalten. Besser ist es, zwischendurch zu essen oder etwas Traubenzucker zu lutschen.
  4. Wein ist nicht per se vorteilhaft, sondern wirkt trotz des Alkohols noch positiv.
  5. Der Genuss von Alkohol bleibt dennoch mit den üblichen Risiken verbunden.

Interessant sind dabei noch weitere Zusammenhänge. Statistisch gesehen sind Menschen, die lieber Rotwein als harten Alkohol trinken, körperlich aktiver, essen weniger Fleisch, haben ein höheres Einkommen und eine höhere Bildung. Diese Faktoren wiederum werden mit einer besseren Gesundheit in Verbindung gebracht. Gleichzeitig senken sie das Diabetes-Risiko. Insofern ist es eine Wechselbeziehung zwischen dem Alkohol und der üblichen Lebensweise auch bei Diabetikern vorhanden.

Fazit zum Weingenuss für Diabetiker

Die Wissenschaftler sind sich einig, dass ein kleines Glas Rotwein am Abend nicht schädlich ist. Vielmehr können auch Diabetiker davon profitieren und ihre Blutfett- sowie die Glukosewerte positiv beeinflussen. Dies gilt nicht für alle Diabetes-Patienten, wohl aber für einen großen Teil.

Wichtig ist nach Meinung der Experten aber immer, den Alkohol in Maßen zu genießen und zudem individuelle Risiken zu berücksichtigen. Kommen außer dem Diabetes noch weitere Risikofaktoren hinzu, kann es der Gesundheit nicht zuträglich sein, Rotwein zu trinken oder generell einen täglichen Alkoholgenuss anzustreben.

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