Merlot 2009

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Der Staat Washington, in der nordwestlichen Ecke der USA gelegen, hat sich inzwischen zum zweitgrößten Gebiet für die Weinerzeugung gemausert. Dabei gelten die Washingtoner Weine als den eleganter und den europäischen Tropfen ähnlicher, was vor allem auf Klima und Böden zurückgeführt wird. Hugh Johnson weiss über die Weine des pazifischen Nordwestens: Kalifornien bekommt die ganze Aufmerksamkeit und macht 90 % des Umsatzes. Die Staaten weiter im Norden dagegen beziehen ihren Reiz teilweise aus der Andersartigkeit, daraus, dass sie immer noch als Geheimtipp gelten.“

Tatsächlich befinden sie Washingtoner Weinterrassen auf der geographischen Breite etwa des Bordelais, in zwar in einem Klima, das häufiges Nachpflanzen von Reben notwendig macht, weil ein Teil der Weinstöcke den empfindlichen Frösten zum Opfer fällt. Dafür bieten die die Sommer beste Gewähr für vollreifes Traubengut. Mehr als Kalifornien ist Washington vom Weinbau der Franzosen beeinflusst. Große Güter wurden von Burgunder Winzern (Drouhin) erstellt. Es verwundert nicht, dass die hauptsächlich angebauten Reben französische sind: Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah, Pinot Noir, Chardonnay und Viognier.

Dass Johnson noch von „Geheimtipp“ schreibt, mag ein Indiz dafür sein, wie statisch der Weingeschmack doch ist, wie schwer sich Verbrauchsgewohnheiten ändern mögen, denn im Staat Washington ist eine Weinbautradition schon seit 1825 bekannt, noch vor der Staatsgründung 1889.

Wie genau schmecken die Weine aus Washington? Mehr zufällig wurde „Two Wines Merlot“ von der Columbia Crest Winery aufgefunden. Der Wein aus dem Jahr 2009 wurde aus 93 % Merlot und 7 % Cabernet Franc gekeltert und weist 13,6 % Volumenalkohol auf, und entspricht damit den Erfolgsdaten aus dem Bordelais.

Tatsächlich vermutet man einen vorzüglichen Bordeaux in der Flasche: Warmes Kirschrot mit purpurnem Glanz. Im Duft deutlich an Brombeeren erinnernd, mit zarten Eichenholznoten.

Am Gaumen zuerst fruchtig mit saftigen Beerenaromen und weicher Fülle, im weiteren Verlauf werden elegante Röstaromen und Anklänge von dunkler Schokolade spürbar. Zum Abgang bleibt nur noch zu sagen: “Tres longue en bouche.“

Dieser Wein ist in Deutschland für 8,90 € zu haben, trotz seiner etwas aufwändigeren Herstellung. Die Trauben werden entrappt und der Most zweimal täglich über die Maische gepumpt, um Tannine zu entziehen. Nach vollendeter Vergärung erfolgt eine zwölfmonatige Reife in – vermutlich nicht neuen – Fässern aus französischer und amerikanischer Eiche.

Hugh Johnson Urteil über die Columbia Crest – Washingtons größten Weinbaubetrieb – mag seine Bestätigung finden: „Unmengen guter, erschwinglicher Weine.“

Der Name des Labels „Two Wines“ (zwei Reben) soll an die früher übliche Spaliererziehung der Reben am Columbia River erinnern.


Bildnachweis: © morguefile.com – kconnors

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer (Link Google+) leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

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